Die archäologisch-historische Untersuchung römischer Großbronzen/Kaiserstatuen vom Limes und aus dem Limeshinterland
Zum jetztigen Zeitpunkt liegen aus 27 Limeskastellen Fragmente von Großbronzen vor, bei denen es sich sowohl um Einzelfunde, als auch um Fundkomplexe handelt.
Konzentrationen, die möglicherweise rein forschungsgeschichtlich zu begründen sind, zeigen sich im Bereich des Taunus- und Wetteraulimes sowie am südlichen obergermanischen und rätischen Limes.
Die Gesamtzahl der Fragmente beläuft sich nach unseren bisherigen Recherchen auf etwa 700 Stück.
Im Laufe des Projektes werden die Untersuchungen auf die Lager und Kastelle entlang der Flusslimites an Rhein und Donau sowie
auf alle sonstigen mittelkaiserzeitlichen bis spätantiken Militäranlagen ausgedehnt. Analog dazu werden die Großbronzenfragmente der Zivilsiedlungen
des limesnahen Hinterlandes der Grenzprovinzen Germania Inferior, Germania Superior und Raetia erfasst und ausgewertet.
Bearbeitung
Alle Fragmente werden nach vereinheitlichten Maßgaben beschrieben, dokumentiert und interpretiert. Von Beginn an wird die Dokumentation der archäologisch-historischen
sowie der restauratorisch-archäometrischen und herstellungstechnischen Merkmale parallel erfolgen. Dabei werden, soweit noch möglich,
auch die jeweiligen Ausgrabungs- bzw. Befundsituationen aufgenommen, um eine kontextbezogene Interpretation der einzelnen Komplexe zu ermöglichen.
Die Dokumentation der Einzelstücke erfolgt fotografisch, bei besonderen Einzelstücken auch zeichnerisch und als 3D-Scan.
Ein wichtiges Teilziel des Projektes ist die systematische Erfassung aller Fragmente des Untersuchungsgebietes in einer Internet-Datenbank.
Diese steht während der Projektphase allen Beteiligten zur Verfügung und gewährleistet die ständige Information und Kommunikation der Mitarbeiter.
Die Datenbank soll nach Abschluss des Projektes online bestehen bleiben und öffentlich zugänglich gemacht werden.
Fragestellungen
Im Einzelnen stehen bei der archäologisch-historischen Bewertung der römischen Großbronzen folgende Themenbereiche und Fragestellungen im Fokus der Untersuchung:
- ikonografische Einordnung und Deutung der Großbronzenfragmente
- Rekonstruktion der ursprünglichen Statuen (Wer war dargestellt?)
- Rekonstruktion der Aufstellungsorte der Statuen anhand der Grabungsbefunde
- Funktion der Statuen in militärischem wie zivilem Kontext
Von besonderer Bedeutung sind schließlich die Zerstörung der Statuen und ihre nachrömische Nutzung als Altmetall.
Gerade aus der Limesregion und den Provinzgebieten östlich des Rheins und nördlich der Donau liegen hierzu zahlreiche Funde und Befunde vor.
Zeitpunkt und Art der Zerstörung lassen sich dabei an den Fragmenten ebenso untersuchen, wie der Umgang mit dem Altmetall etwa durch plündernde Germanen
oder römische Altmetallsammler. In diesem Zusammenhang soll ebenfalls untersucht werden, ob und wenn ja in welcher Form römische Großbronzen(-fragmente)
in germanischen Fundkontexten jenseits des Limes auf uns gekommen sind.
Weiterführende Forschungsansätze
Ergänzend zur Bearbeitung der Großbronzenfragmente ist die Erfassung und Auswertung aller bekannten Statuensockel mit Inschriften aus dem
Untersuchungsgebiet geplant. Soweit es sich nicht um Sockel für steinerne Statuen handelt, stehen diese in einem direkten funktionalen Zusammenhang
mit den Großbronzen und können hinsichtlich der Montagetechnik (Nachweis von Vergussblei) bzw. möglicher Demontagespuren aufschlussreiche Hinweise geben.
Erhalten gebliebene Inschriften sind zudem für die historische Einordnung unverzichtbar.
Übergeordnetes Ziel ist es, alle Großbronzen und Sockel aus den Militäranlagen des gesamten Römischen Reiches zu katalogisieren,
um fürderhin die Situation in den Kastellen der Grenzprovinzen im Rahmen des reichsweiten Kaiserkultes bzw. der allgemeinen Heeresreligion
besser interpretieren zu können.